Kleine Künstler verschönern ihre Schule – Rhein-Neckar-Zeitung v. 27.04.2012

Kleine Künstler verschönern Ihre Schule

Unter Anleitung des Künstlers Fritz Pietsch gestalten die Grundschüler in Gerichtstetten ein riesiges gemeinschaftliches Kunstwerk. Foto: S. Dunkel

Hardheim-Gerichtstetten. Es ist ein trüber Donnerstagmorgen im Hardheimer Ortsteil Gerichtstetten. Das Aprilwetter macht seinem Namen alle Ehre und verhängt den Himmel mit dicken, grauen Wolke. Doch schon von weitem kann man bunte Farben vor der Grundschule erkennen, die den tristen Frühlingsmorgen aufhellen. Um die bunten Farbflecken in der Landschaft herum tummeln sich Kinder, die geschäftig lange Holzpflöcke mit leuchtenden Farben bepinseln. Inmitten des bunten Treibens kann man einen erwachsenen Mann erkennen, der ebenso konzentriert bei der Arbeit ist und sichtlich Spaß mit den kleinen Malern zu haben scheint. Sein Name ist Fritz Pietsch, freischaffender Künstler aus Dülmen in Nordrhein-Westfalen, der mit den Kindern in einem Gemeinschaftsprojekt eine „Riesenbuntstifte-Skulptur“ erstellt.
Es ist 9 Uhr und die erste Schulklasse ist bereits fleißig bei der Arbeit. „Malen macht super viel Spaß, besonders wenn es auf Holzstangen ist“, erklärt der achtjährige Louis Glaser aus Erfeld, der zusammen mit dem ebenfalls achtjährigen Jannik Reinhard aus Gerichtstetten an einem kleinen Malgerüst arbeitet.
Auch die kleine Marlene Apfelbacher aus Pülfringen hat sichtlich Spaß am Einfärben der Holzstangen. Sie geht jedoch zurückhaltender als die Jungen vor. „Zu Hause male ich auf Papier, aber Malerin möchte ich nicht werden, lieber Erzieherin oder Lehrerin“, teilt sie mit. Die Gemeinschaftsmalaktion mache ihr jedoch sehr großen Spaß, betont die Zweitklässlerin. „Ich habe das schon mal gemacht,“ erklärt ihr Mitschüler David Tockazyk aus Bretzingen. „Normalerweise male ich auch auf Papier, aber ab und zu bemale ich auch mein Baumhaus“, erzählt der junge Schüler begeistert.
Jedes Kind darf so einen eigenen, vorgrundierten Riesenbuntstift mit individuellen Mustern bemalen. „Die einzige Vorgabe an die Kinder ist, dass sie sich auf Muster und Formen konzentrieren, also nichts schreiben, und dabei in reinen, nicht vermischten Farben malen,“ erklärt Künstler Fritz Pietsch.
Bereits seit 15 Jahren bietet der nordrhein-westfälische Künstler diese Gemeinschaftsprojekte an, die großen Zuspruch finden. „Das ist eigentlich, was ich im Moment hauptsächlich und auch am liebsten mache. „Was das Ganze so schön macht, ist nicht nur der künstlerische Aspekt, sondern auch der Integrationsanteil der einzelnen Teilnehmer“, sagt Pietsch und weiter: „Mich begeistert die Verzahnung von Individualität und dem Gemeinschaftsanteil.“
Bei dem Großprojekt geht es sich allerdings nicht nur um Kunst und individuelle Entfaltung, es zieht seine Kreise weiter, als man zunächst meinen könnte. Schulleiterin Claudia Hampe erklärt die Hintergründe dazu: „Wir sind durch einen Flyer auf Fritz Pietsch aufmerksam geworden, der diese Projekte als freischaffender Künstler schon seit langem anbietet“, so die Rektorin. Man habe sich danach umgehend entschlossen, ein solches Kunstprojekt auch in Gerichtstetten anzubieten.
In Bezug auf den sozialen Wert des Projektes stärke ein Gemeinschaftskunstwerk die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt der Beteiligten, erklärt die Rektorin weiter. Dies sei ein nicht zu unterschätzender pädagogischer Faktor, von dem die Kinder neben dem Spaß an der Sache zusätzlich profitieren. „Und ganz nebenbei wird die Riesenbuntstifte-Skulptur“ zur optischen Aufwertung und Verschönerung des Schulareals rund um das Bildungshaus, die Grundschule und den Kindergarten beitragen,“ freut sich Claudia Hampe.
„Darüber hinaus macht es ein Kind stolz, Teil der Verschönerung der eigenen Schule gewesen zu sein“, betont die Schulleiterin. Um all dies möglich zu machen, musste die Grundschule zwangsläufig nach finanzieller Unterstützung Ausschau halten, denn Material und Zeit kosten Geld, auch für eine Schule und einen freischaffenden Künstler. „Wir sind mit der Idee jedoch auf offene Ohren gestoßen“, berichtet Claudia Hampe stolz. „Sowohl die Eltern, als auch der Lions Club Madonnenland zeigten sich von dem Projekt begeistert und unterstützen uns von Beginn an finanziell.“ Auch der Förderverein der Grundschule sowie Gemeinderat Arnold Fischer und die Firma Schäfer und Fitz halfen tatkräftig mit, sodass Fritz Pietsch gebucht werden konnte. Eben ein echtes Gemeinschaftswerk.

Von Sebastian Dunkel
Copyright © Rhein-Neckar-Zeitung 2012
Der Artikel erschien am 27.04.2012

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